Wir – das sind 12 Erwachsene und 2 Kinder, die gemeinsam im Alten Neuwirtshaus wohnen. Das Alte Neuwirtshaus ist ein ehemaliges Hotel in Hanau-Großauheim und bietet Entfaltungsmöglichkeiten für viele unserer Ideen und Vorstellungen. Wir verwalten unser Haus selbst. Das ist möglich, da wir im deutschlandweiten Verbund des Mietshäusersyndikats organisiert sind und unser Haus als Gemeinschaft gekauft haben. So können wir sicher und selbstbestimmt wohnen. Außerdem streben wir an, trotz steigender Mietpreise möglichst bezahlbar für alle zu sein.
Unsere Gesellschaft lebt davon, dass sich Menschen zusammentun und ihre Lebensräume selbst mitgestalten können. Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft empowert einen für alle möglichen Herausforderungen des Lebens. Der Wunsch nach der Sicherheit eines privaten Eigenheims ist nachvollziehbar, aber auch mit sehr hohen Kosten verbunden. Wohnprojekte sind nicht auf den Profit aus. Sie versuchen langfristig niedrige Mieten zu schaffen, und sind damit offen für diejenigen, die sich kein Eigentum leisten können oder wollen. Selbstorganisierte Wohnprojekte schonen Ressourcen und erzeugen ein Plus an Lebenslust - Häuser, denen die drin Wohnen!
"Ich bin eingezogen, weil ich gerne mit sozial engagierten Menschen leben möchte und bezahlbaren Wohnraum wichtig für die Lebensqualität finde."
"Ich mag uns als Gruppe. Wir haben einen hohen Anspruch aneinander und gleichzeitig eine große Fehlertoleranz. "
"Ich mag es, dass das Haus so viel Freiraum für alle bietet. Wir können eigene Projekte verwirklichen, gemeinsame Ideen umsetzen, oder uns auch mal aus dem Weg gehen."
Das Alte Neuwirtshaus gibt es seit über 300 Jahren. Es wurde 1713 gebaut und war lange eine ortsbekannte Gaststätte und Hotel. Angeblich hatte Anfang des 19. Jahrhunderts sogar Napoleon seine Hände im Spiel!
Vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis Ende der 60er-Jahre war das Wirtshaus ein Publikumsmagnet für die gesamte Hanauer Region. Damals war die Bundesstraße 8 nur ein Radweg, sodass viele Ausflüge ins Neuwirtshaus führten.
Das geschichtsträchtige Haus ist heute immer noch dasselbe. Das Haupthaus wurde 1890 neu gebaut, 1973 kam ein Anbau hinzu. Es sieht also noch verdächtig nach dem Gasthaus aus, das es einmal war. Davon abgesehen hat sich allerdings einiges getan: Heute befindet sich das Haus in Gemeinschaftsbesitz und wird dauerhaft von bis zu 16 Personen bewohnt.
Die erste Gruppe, die ins Alte Neuwirtshaus zog, gründete sich 2012, und schon am 28.03.2013 wurde der Kaufvertrag unterschrieben. Mit einem Kaufpreis von 335.000€ aus heutiger Perspektive ein Schnapper! Und es gab einiges zu tun, denn das Haus stand über 10 Jahre leer und wurde samt bestehender Hotelmöblierung übergeben. Das nahm einige, wenn nicht sogar zu viele Ressourcen in Anspruch. Bereits 2015 wurde das Projekt an eine andere Gruppe übergeben. Ein Erfolg, der nur aufgrund der Unterstützung durch andere Projekte im Solidarverbund des Mietshäusersyndikats (s. unten) gelang. Knapp 10 Jahre später fand 2020/21 mitten in der Pandemie-Hochphase erneut ein Gruppenwechsel statt. Im Frühjahr 2021 bildete sich die aktuelle Gruppe (s. Blog).
Auf dem 2600m² großen Grundstück verteilen sich ein Nutzgarten, Hühnerställe, Bienen, Fahrradschuppen und Werkstätten. Auf 490m² Wohnfläche befinden sich 2 Küchen, ein großes Wohnzimmer und ein Büro. Dabei entstand das Wohnzimmer aus der früheren Wirtschaft und Ausschankraum, und das Büro aus dem ehemaligen Raucherseparé. Trotz Umbau bleibt ein bisschen Gaststätten-Flair dauerhaft erhalten: Die ehemalige Gastroküche ist für eine große Anzahl an Bewohner:innen super geeignet. Und wie im Hotel haben alle Zimmer ein eigenes Bad und sind durchnummeriert. Natürlich gibt’s keine 13, denn das würde Unglück bringen 😉.
Unser Projekt ist eines von vielen unterschiedlichen Wohnprojekten im Mietshäusersyndikat. Das ist ein Verbund von knapp 200 Häusern in über 30 Städten in ganz Deutschland. Ein einzigartiges und professionelles Finanzierungsmodell verbindet uns. Es ermöglicht, Häuser als Gemeingut in Selbstverwaltung zu besitzen. Alle Häuser sind unverkäuflich, der Immobilienspekulation entzogen und damit sicherer Wohnraum. Außerdem liegen wir mit einer Miete von 9,66€/m² im Jahr 2022 deutlich unter dem Mietpreisspiegel in Hanau von 10,63€/m² und erst recht unter dem von Frankfurt mit 15,00€/m². Diesen Mietpreis können wir, anders als Wohnungen auf dem freien Markt, auch in Zukunft konstant halten.
Anders als in Genossenschaftsmodellen muss beim Finanzierungsmodell des Mietshäusersyndikats niemand Eigenkapital in den Kauf des Hauses einbringen. Das ermöglicht auch Menschen ohne finanzielle Rücklagen Mieter:in im Alten Neuwirtshaus zu werden. Die zum Hauskauf notwendigen 20-30% Eigenkapital an der Gesamtfinanzierung werden durch Direktkredite gedeckt. Das restliche Kapital für den Kauf oder Bau eines Hauses werden üblicherweise bei einer Bank aufgenommen.
Teil des Mietshäusersyndikats zu sein bedeutet gleichzeitig die dauerhafte Verknüpfung mit den anderen Hausprojekten in ganz Deutschland. Ein Solidar-Transfer ist fester Bestandteil der Struktur. Altprojekte, die ihre Schulden abbezahlt haben, verpflichten sich, neue Projekte finanziell und mit Know-How zu unterstützen. Die Organisation im Solidarverbund gewährleistet also eine Stabilisierung für einzelne Projekte in Anfangs- und Krisensituationen.
Direktkredite sind Geldbeträge, die einem Mietshäuser Syndikats Projekt – ohne den Umweg über eine Bank – direkt geliehen werden. Direktkreditgeber:innen sind Privatpersonen oder Organisationen, die kleinere und größere Beträge - schon ab 500€ - zu einem Zinssatz zwischen 0% – 2%, unbefristet oder befristet, in unser Haus anlegen. Dafür wird zwischen den Kreditgeber:innen und einem Projekt (der Haus-GmbH) ein Kreditvertrag abgeschlossen. So entsteht für sie die Möglichkeit einer sinnvollen, sozialen, ökologischen und nachhaltigen Geldanlage. Auf diese Weise könnt ihr uns unterstützen!
Wir sind keine Bank, dürfen also nur Nachrangdarlehen vergeben, die eine qualifizierte Rangrücktrittsklausel enthalten. Das bedeutet, wenn das Hausprojekt Insolvenz anmelden würde, müssten zuerst die Bank und andere Gläubiger bedient werden und nachrangig die Direktkreditgeber*innen. Die Rangrücktrittsklausel besagt weiterhin, dass die Rück- und Zinszahlungen an die Kreditgeber*innen das Hausprojekt finanziell nicht gefährden dürfen. Eine vollständige bankübliche Sicherheit dürfen wir also nicht garantieren. Allerdings ist das Finanzierungsmodell des Mietshäuser Syndikats eine mehr als 20-jährige Erfolgsgeschichte: Eine Insolvenz gab es bisher bei nur einem Projekt in der Bauphase. Außerdem könnt ihr immer auf dem Laufenden bleiben und jederzeit vor Ort sehen, wo und wie euer Geld wohnt.
Direktkredite sind Darlehen, die jede:r vergeben kann: Ob Freund:innen, Nachbar:innen, Bekannte, Verwandte, Unterstützer:innen, Vereine oder Unternehmen. Schon Beträge ab 500€ sind möglich.
Wenn ihr Lust habt, euer Geld sinnvoll anzulegen und in Form eines Direktkredits dazu beizutragen, dass sicheres, bezahlbares und solidarisches Wohnen entstehen kann, nehmt mit uns Kontakt auf via
[email protected].
Eine Investition in unser Wohnprojekt ist auch eine Anlage in die Gesellschaft, in der wir leben wollen! Schon mit kleinen und zeitlich begrenzten Beträgen könnt ihr eine Bewegung unterstützen, die aktiv gegen Immobilienspekulation vorgeht und so viele bunte, offene Räume schafft, in denen Menschen respektvoll miteinander umgehen und möglichst bezahlbar und sicher leben können. Ihr könnt direkt nachvollziehen, was mit eurem Geld passiert und es gibt jederzeit die Möglichkeit mit uns direkt ins Gespräch zu kommen und vorbeizukommen um euch das Projekt selbst anzuschauen.